Die Geschichte des Kuratoriums Kulturelles Frankfurt

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Die Gründung des KKF durch engagierte Bürger erfolgte im Jahr 1957. Ziel war es, dem damals noch eingeschränkten kulturellen Leben Frankfurts neue Impulse zu verleihen und durch bürgerschaftliches Engagement an die Vielfalt und den Reichtum großstädtischer Kultur der Vorkriegszeit anzuknüpfen.

In der Anfangszeit trat das KKF selbst als Initiator von Ausstellungen und Konzerten auf. Zugleich setzte sich der Verein durch Diskussionen, Pressebeiträge, Spendenaufrufe und Eingaben besonders für Fragen der Stadtentwicklung - wie den Wiederaufbau der Alten Oper und die Wiederbelebung des Dom-Römer-Bereichs - ein.  

Seit 1961 gehört das KKF als selbständiges Tochterinstitut der Polytechnischen Gesellschaft an. Seit dieser Zeit entwickelte sich das KKF zu einem breiten Forum der Information und der Diskussion über drängende Fragen urbanen Lebens und setzte mit seinen Veranstaltungen und Förderprojekten deutliche Akzente innerhalb der Frankfurter Kulturlandschaft. In dieser Funktion will sich der Verein auch zukünftig aktuellen Fragen städtischer Lebenskultur widmen.

...und wer die Details wissen möchte

Die Mitglieder des Kuratoriums Kulturelles Frankfurt förderten in der Tradition des Frankfurter Mäzenatentums „Bereiche (…), von denen sie den Eindruck haben, dass sie trotz ihrer öffentlichen Bedeutung von der öffentlichen Hand vernachlässigt werden.“

Mit diesen Worten hat Hilmar Hoffman bei der 25-Jahrfeier des KKF im Jahr 1982 recht deutlich die Situation während der Gründerzeit des Vereins erfasst. Das öffentliche Kulturleben lag auch mehr als zehn Jahre nach dem Krieg in vielen Gebieten noch darnieder. Die Oper spielte bereits wieder, unter Georg Solti sogar glanzvoll; aber das Schauspiel musste im Börsensaal weiter mit einem Provisorium Vorlieb nehmen, schrieb mit den Brecht-Inszenierungen von Harry Buckwitz dennoch Theatergeschichte.

Das Städel war erst notdürftig repariert, die städtischen Museen waren meist nur in Behelfsunterkünften untergebracht. Eine Mahnung aber war die Ruine des Opernhauses, die von maßgeblichen Verantwortlichen in der Stadtverwaltung niedergelegt werden wollte. Frankfurt setzte einseitig auf Verkehr, Wirtschaft, Wohnungsbau und galt als „amusische Stadt“. Noch nicht einmal der Kulturdezernent, Karl vom Rath, konnte im Magistrat den Belangen der Kultur hinlänglich Gehör verschaffen.

Er suchte daher Verbündete in der Bürgerschaft und hoffte, es würde in Fortsetzung des alten Frankfurter Mäzenatentums eine Stiftung gegründet werden, die dem Kulturleben einen Anschub geben würde. Es waren nicht die alten Familien und die großen Namen – Metzler, Abs, Schnitzler und wie sie hießen –, sondern ein gehobenes mittelständisches Klientel, das der Kulturdezernent im Blick hatte und das sich hier für die Stadt zu engagieren begann: Der Verleger Gerd Ammelburg, Arnulf Borsche, später Landtagsabgeordneter, der Arzt Hans Peter Hoheisel, der Bankier Hans Dietrich Kirchholtes oder der Unternehmer in der Fotoindustrie Carl-Adolf Schleussner, der jedoch schon 1959 starb. Statt einer Stiftung gründeten sie am 22. März 1957 – Goethes 125. Todestag und Gedenktag der Zerstörung der Frankfurter Altstadt – einen Verein, eben das Kuratorium Kulturelles Frankfurt.

Weniger mit Geld, denn der Spendenfluss ließ zu wünschen übrig, als vielmehr durch ehrenamtlichen Einsatz erwies die Gründergeneration sich als enorm produktiv. Drei Schwerpunkte kennzeichnete das Programm der Anfangsjahre: Ausstellungen, Konzerte und Publikationen. Ausstellungen waren damals noch etwas Besonderes, Museen veranstalteten ab und zu eben Sonderausstellungen. Das KKF aber organsierte, oft in Zusammenarbeit mit Partnern wie dem Kunstverein, binnen weniger Jahre 15 Ausstellungen. 1958 übernahm man vom Museum of Modern Art aus New York eine Fotoausstellung „Wir alle (The Family of Man)“, bei der Max Horkheimer, der Mitglied im KKF war, die Eröffnungsrede hielt. Auf großen Zuspruch stießen Ausstellungen moderner Kunst, was eine Reaktion des bürgerlichen Publikums auf ihre Unterdrückung und Vorenthaltung während der NS-Zeit war.

Eine Ausstellung zu Emil Nolde beispielsweise zählte 20 000 Besucher – für damalige Verhältnisse eine bemerkenswerte Zahl. Bedeutend war auch eine Ausstellung über Wilhelm Lehmbruck, die neben Gemälden, Zeichnungen und Radierungen 44 Skulpturen, darunter Hauptwerke, zeigte. In Zuschnitt und Format würde sie auch im heutigen Ausstellungsbetrieb Aufmerksamkeit erregen. Eine weitere Schau präsentierte mit 150 Objekten Arbeiten der Moderne aus Frankfurter Privatbesitz, darunter die Sammlung von Hanna Bekker vom Rath mit Bildern von Beckmann, Feininger, Jawlensky, Kandinsky, Kirchner, Klee, Nay, Nolde und anderen. Es war eine Art Preview, denn diese Kollektion wurde später öffentlicher Besitz als sie ins Museum Wiesbaden kam; das KKF hatte hier also eine Vorreiter- und Brückenfunktion übernommen.

Vermittelnd waren Vorstandsmitglieder des KKF auch tätig, als es 1962 um den Rückerwerb des Bildes „Fleurs et Céramique“ von Henri Matisse ging. Es war 1917 ursprünglich als Stiftung von Robert von Hirsch ins Städel gegeben worden, wurde von den Nazis 1937 als „entartet“ entfernt und gegen Devisen ins Ausland verkauft. Von dort wurde es Ende der fünfziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts und noch einmal 1962 zum Rückkauf angeboten. Die Stadt war aber nicht bereit, den als sehr hoch empfundenen Kaufpreis von 500 000 Mark allein zu bezahlen. Das KKF gewann die Sparkasse von 1822 dafür, aus Anlass ihres 140 Jahre langen Bestehens die andere Hälfte zu stiften.

In den Anfängen veranstaltete das KKF sogar Konzerte, auch das gehörte zu seinem Programm. Im Gründungsjahr 1957 war zum Beispiel – in Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Generalkonsulat – eines der renommiertesten Ensembles der jüngeren Musikgeschichte, das Julliard String Quartet, zu Gast. Später traten der berühmte indische Musiker Ravi Shankar und das Végh-Quartett auf, was von der Presse als eines der ganz großen Ereignisse der Frankfurter Kunstgemeinde bezeichnet wurde. Da für solch herausragende Veranstaltungen nur Lokalitäten wie der Cantate-Saal zur Verfügung standen, wurde umso schmerzlicher ein hochwertiger Konzertsaal vermisst. Das KKF gehörte daher seit seiner Gründung zum Kreis jener Vereinigungen und Persönlichkeiten aus der Bürgerschaft, der die Stadt zum Wiederaufbau der Alten Oper drängte. An diesem Punkt wurde der Mangel an kultureller Infrastruktur besonders fühlbar. Auch das KKF sammelte Spenden für dieses zentrale Projekt, das die Frankfurter Kulturpolitik über Jahrzehnte beschäftigte.

Ein weiterer Schwerpunkt bildete die Herausgabe von Publikationen. Mit den „K-Heften“ unternahm man einen hoffnungsvollen Versuch. K stand gleichermaßen für Kultur wie für Kuratorium. Man wollte die praktische Tätigkeit des KKF auch publizistisch unterstützen. Kunsthistoriker berichteten über die Ausstellungen, ein zweites Heft, in dem unter anderem auch Ernst May schrieb, widmete sich dem Wiederaufbau der Stadt. Die Herstellung war aufwändig, die Reihe konnte sich daher nicht lange halten. Aber das KKF unterstützte danach eine Reihe von bedeutenden Buchpublikationen zu kulturellen Themen, die bis heute ihren bibliophilen Wert haben: einen Bestandskatalog zur historischen Glasmalerei in Frankfurt, Bücher über klassizistische Bauten in Frankfurt oder über das Westend. Die Reihe reicht bis zu den erst jüngst erschienenen Topographien des Holzhausen- und des Malerviertels von Heinz Schomann.

Die Gründergeneration vollbrachte einen Kraftakt. Ehrenamtlich war dieses ehrgeizige Programm auf Dauer nicht durchzuhalten. Seine Funktion als Geburtshelfer hatte das KKF aber doch verschiedentlich erfüllt. Das Ausstellungsprogramm konnte beispielsweise von  1963 an, als das Steinerne Haus wieder aufgebaut war, der Kunstverein fortan regelmäßig garantieren. Und zum Aufbau der Alten Oper konnte die Stadt am Ende dann ebenfalls bewegt werden.

Organisatorisch und finanziell erhielt das KKF schon bald Rückendeckung von der Polytechnischen Gesellschaft, als diese 1961 den Verein adoptierte, indem sie ihn in den Kreis ihrer Tochterinstitute aufnahm. Das KKF sollte die kulturellen Interessen der Polytechnischen Gesellschaft wahrnehmen. Verbunden damit war auch eine programmatische Neuausrichtung: Vorträge, Diskussionen, Exkursionen, Führungen bildeten jetzt den Schwerpunkt und tun es immer noch. Damit entwickelte das Kuratorium Kulturelles Frankfurt ein unverkennbares Profil, mit dem es auch in dem breit entfalteten städtischen Kulturleben der Gegenwart noch immer erkennbar ist. (Dr. Andrea C. Hansert)